Immobilienrecht

Klimaboden

Ist Klimaboden eine Modeerscheinung oder ein System der Zukunft?

In den letzten Jahren ist festzustellen, dass immer mehr Verwaltungsbauten Fußbodenkonstruktionen erhalten, welche über den Bodenbelag klimatisiert werden können. Solche Konstruktionen verfügen über eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen. So kann bei der Klimatisierung über den Bodenbelag auf einer großen Fläche ein gleichmäßiger Luftaustritt mit wenig Druck erfolgen. Dies hat den Vorteil, dass eine vollkommen zugfreie Klimatisierung erfolgt.

Bedenkt man, dass der gesamte Fußboden Lüftungsöffnungen aufweist, ist eindeutig nachvollziehbar, dass zum Beispiel beim Beheizen dieser Räume sehr schnell auf den gesamten Flächen eine gleichmäßige Erwärmung erreicht werden kann. Des Weiteren steigt die Wärme vom Fußboden zur Decke hin auf, so dass solche Gebäude / Räume keine „kalten und warmen Zonen“ aufweisen. Ein weiterer Vorteil ist die geringe Luftzirkulation und die damit verbundene auch geringere Staubverfrachtung. Auch der Kostenaspekt ist nicht zu vernachlässigen. Da in vielen Verwaltungsbauten ohnehin Doppelboden- oder Hohlbodenkonstruktionen geplant werden, um die nachträglichen Verkabelungen et cetera zu gewährleisten.

Demzufolge ist die Fußbodenkonstruktion mehr oder weniger schon in der benötigten Grundkonzeption vorhanden.

In den letzten Jahren wurden zwei Systeme eingebaut. Zum einen werden klassische Doppelbodenflächen (im Raster von 60 x 60 cm Platten) mit unterschiedlicher Ständerhöhe verlegt. In diese Doppelbodenflächen werden beispielsweise Stahllochplatten / Stahlschlitzplatten eingearbeitet, welche die Luftführung in verschiedenen Teilbereichen ermöglichen.

Auf diese Lüftungsplatten kann der luftdurchlässige Teppichboden direkt appliziert oder aufgeklebt werden. Bei den klimafähigen Teppichböden gibt es verschiedene Systeme. Viele Hersteller von getufteten Bodenbelägen reduzieren die Latexierung des Teppichbodens so stark, dass der Luftaustritt über das Tuftingvlies ermöglicht wird. Die Luftdurchlässigkeit hängt demzufolge von einer gleichmäßigen, geringen, aber ausreichenden Auftragsmenge der Latexierung ab.

Im Bereich von gewebten Teppichböden besteht zum Beispiel die Möglichkeit, die Luftdurchlässigkeit über eine spezielle Bindung oder über ein patentiertes Verfahren, bei dem Platzhalter eingewebt werden, durchzuführen. Bei diesem System werden sehr hohe Luftdurchlässigkeiten von bis zu 160 Kubikmeter pro Stunde und Quadratmeter bei einem freien Querschnitt von 23,7 Prozent erreicht. Häufig werden die Öffnungen des Teppichbodens in dem Raster angelegt, wie es die Stahllochplatten vorgeben. Die Lüftungsöffnungen können sehr leicht, zum Beispiel über einen Scheinwerfer, welcher unter die applizierte Stahllochplatte gesetzt wird, überprüft werden.

Alle weiteren Doppelbodenplatten, welche keine Luftführung zulassen, können mit herkömmlichen Teppichböden, so genannten Stanzlingen, appliziert werden.

Insbesondere in den letzten Monaten war festzustellen, dass Klimabodenbeläge in der Form ausgeführt werden, dass die gesamten Flächen Klimaöffnungen aufweisen. In diesem Fall werden häufig großflächige Platten, welche Nut- und Federverbindungen aufweisen, zu großen Flächen ausgelegt und sach- und fachgerecht verklebt. Aufgrund dessen verteilen sich die Lüftungsöffnungen und somit auch die Klimaaustrittsöffnungen auf der gesamten Fläche gleichmäßig. Dieses System hat den Vorteil, dass der Luftdruck unter der Fußbodenkonstruktion bei gleichem Wirkungsgrad der Klimatisierung erheblich reduziert werden kann. Das spart erheblich Energie und reduziert demzufolge die Betriebskosten.

Die Planung und vor allem auch die Detailabstimmung für solche Systeme haben entscheidenden Einfluss auf die Wirksamkeit des Klimasystems. Die Fußbodenkonstruktion muss so erstellt werden, dass der Luftaustritt nur über die vorgesehenen Klimaöffnungen entsteht und keine weiteren Undichtigkeiten vorliegen. Dies erfordert ein äußerst passgenaues Arbeiten bei der Herstellung dieses Unterbodensystems.

Die Schnittstelle zum Hersteller des textilen Bodenbelags ist ein sehr wichtiger Aspekt.

Bedenkt man die Anforderung des Brandverhaltens, ist sehr schnell klar, dass nicht einfach nur ein „offener, luftdurchlässiger Teppichboden“ geliefert werden kann. Durch die Luftführung verändert sich das Brandverhalten aufgrund der veränderten, zusätzlichen Belüftung der textilen Bodenbeläge. Die angebotenen Teppichkonstruktionen müssen daher auch in Abstimmung zu diesen außergewöhnlichen Anforderungen angepasst werden.

Es gibt Bauvorhaben, bei denen nicht nur das obligatorische Brandverhalten für Teppichböden der Klasse Cfl-s1 abgefordert ist, in einigen Fällen muss die Fußbodenkonstruktion nach planerischen Vorgaben die Feuerwiderstandsklasse „F 30“ erfüllen. Das bedeutet, dass die Fußbodenfläche in einem Prüfinstitut exakt so aufgebaut wird, wie dies später im Bauvorhaben der Fall ist. Demzufolge wird in dem Brandprüfstand die Metallstützenkonstruktion, das gelochte Plattensystem mit dem Teppichboden 1:1 wie bei der späteren Nutzung verlegt. In den darunter befindlichen Räumen werden dann nach normativen Vorgaben zwei Brenner entzündet, welche die Fußbodenkonstruktion von unten beflammen. Dies sind Extremanforderungen, die auch einen speziellen Klebstoff erforderlich machen. Letztendlich gibt es Bodenbeläge und Klebstoffe, die diese Anforderungen erfüllen.



Stand: 11.09.2013


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